Der APA-OnlineTag und die große Frage: Wohin geht die Reise?
Auch dieses Jahr war ich wieder am APA-OnlineTag und habe mir angehört, was den Experten am Podium zum Thema „Mobile Life – Mobile Society“ einfällt. Ich muss gestehen, dass ich mir unter dem Titel nicht unbedingt was vorstellen konnte. Allerdings wurde mir sehr schnell klar, worum es dieses Jahr beim APA-OnlineTag ging. Nämlich um die ständige Erreichbarkeit der User/Leser/Kunden und wie Medienhäuser, aber auch andere Firmen, damit umgehen sollten.Für Aleksandra Schmid (Co-Founder Mobile Monday) scheint die permanente Erreichbarkeit in Verbindung mit GEO-Daten der Nutzer ein „Schlaraffenland“ für alle „Mobile Marketing Menschen“ zu sein. Sie brachte das Beispiel, dass man allen Menschen, die sich in unmittelbarer Nähe der Mariahilfer Straße befinden, eine Schuh-Schnäppchen-Werbung präsentieren könnte.
Hm… Diesbezüglich hatte ich noch eine anregende Diskussion mit meiner Freundin. Sie sagt: „Super, weil Schuhe kann man (in dem Fall frau) immer brauchen!“ Ich sage: „Müssen deshalb alle, die zufällig die Mariahilfer Straße queren, mit unnötiger Schuhwerbung belästigt werden?“ (Ich hasse einkaufen.) Sie sagt: „Aber Schuhe kann man immer brauchen.“ Ich sage: „Ich nicht!“
Das war nur ein kleiner Teil der Diskussion, aber wir haben uns zum Schluss darauf geeinigt, dass es wohl sehr schwierig sein wird, die Werbung wirklich an die Frau zu bringen. Weil: Wer akzeptiert schon freiwillig SMS-Werbung? Die Lösung wäre eventuell eine „Schnäppchen-App“, die sich immer dann meldet, wenn in der Nähe ein besonderes Angebot veröffentlicht wird. Bei all den Sonderangeboten wird das sicherlich eine sehr hektische App. Dabei stellen sich dann noch die Fragen: Wie komme ich zu dieser App? Wo finde ich die App? Und, die wichtigste Frage: Wer finanziert die App?!
In der Diskussion wurden auch die Gefahren einer umfangreichen „Bevormundung“ der Konsumenten hervorgehoben. Wenn wir immer gleich das vermeintlich Beste für uns präsentiert bekommen, dann ist das für die Entwicklung des Menschen kontraproduktiv. Wir Menschen brauchen die Möglichkeit, nach geeigneten Produkten/Dienstleistungen suchen und darin schmökern zu können. Sonst gibt es irgendwann den Einheitsbrei (langweilig!).
Bernhard Hufnagl hat als Hirnforscher bei der Diskussion auch sehr schön klar gemacht, dass die technische Entwicklung und die daraus entstehenden Möglichkeiten unsere evolutionäre Entwicklung eingeholt und schon lange überholt haben. Wir sind quasi der Neandertaler, der gerade gelernt hat mit dem Rad umzugehen und vor sich schon einen Ferrari stehen hat.
Vor kurzem hatte ich einen Termin mit einer jungen Marketingdame, die sich selbst sicherlich als Internet-affin bezeichnen würde. Ich, als „Nicht-Techniker“, habe ihr verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, was sie im Online-Bereich alles nutzen könnte und sollte. Ich glaube, jeder kennt diesen „verklärten“ Blick, wenn der Gesprächspartner einem nicht mehr folgen kann und nur mehr daran denkt, was es am Abend wohl zu essen geben wird. Vor nicht all zu langer Zeit waren das die Großeltern, wenn vom Internet die Rede war. Aber jetzt…
Also was tun?
Schwer zu sagen. Ich denke, es gibt den richtigen Weg nicht. Wir leben momentan in einer Learning-by-Doing-Zeit. Allerdings, wenn etwas funktioniert, dann bedeutet das noch lange nicht, dass es nächstes Jahr auch noch funktionieren wird. Typische Beispiele der Online-Welt sind die massiven Zugriffseinbußen bei myspace, seit Facebook aufgetaucht ist (siehe Alexa-Grafik).
Wie kann ich Menschen auf mich und mein Produkt aufmerksam machen, ohne sie zu belästigen?
Die Richtung von Frau Schmid ist sicher ein interessanter Weg, aber ich würde da ein bisschen weiter gehen. Nicht alle, die sich auf der Mariahilfer Straße herumtreiben, sollen mit Angeboten überschüttet werden, sondern nur der Kunde, der beim Regal etwas länger verweilt. Das Preisschild sollte dann interaktiv mit dem Kunden kommunizieren. Weil dann ist die Kaufentscheidung schon fast da. Dann ist das Werbeangebot keine Belästigung, sondern ein Service.
Ich weiß, das wäre ein Supergau für Datenschützer. Aber, wenn ich mich selbst entscheiden kann, ob ich ein solches Service nutze, dann ist das vollkommen in Ordnung. Wir sehen heute schon bei Facebook, wie sorglos die meisten Menschen mit ihren Daten umgehen. Und dabei haben diese „gläsernen Menschen“ nicht einmal was davon. Sehr rätselhaft.
Was hat das mit Medien zu tun?
Vor allem Medien müssen sich überlegen, wie sie in Zukunft mit den geänderten Verhältnissen umgehen. Kein Medienhaus ist schneller als Twitter. Ich glaube nicht, dass die Zukunft darin liegt, für jede Redaktion einen eigenen Twitter-, Facebook-, Flickr- und YouTube-Account anzulegen, dazu noch jede Menge Apps, und das alles kostenlos.
Das kann sich wirtschaftlich nicht ausgehen. Denn eines hat und wird sich nicht ändern: Irgendjemand muss die Rechnung zahlen.
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