OTSconnect: die „neuen“ Österreicher – Migranten als Zielgruppe
Die Einladung erging pünktlich an über 600 Kontakte aus PR, Marketing und Unternehmenskommunikation; gekommen sind knappe 30 Personen – stellt sich die Frage, ob dieses Thema in der Branche die Wichtigkeit hat, die wir ihm aus vielerlei Hinsicht geben möchten.
Das war auch schon der einzige negative Beigeschmack bei einer lebendigen, bunten und offen geführten Diskussion diesmal im Kulturcafé des Radiokulturhauses, ob Menschen mit Migrationshintergrund als Zielgruppe für Werbung, PR und Politik „taugen“ – und die Experten wurden ihrer Bezeichnung gerecht: das Thema Politik deckte Frau Tanja Wehsely von der Stadt Wien ab, die Position der Unternehmenskommunikation wurde durch Frau Sabine Fichtinger vom ÖAMTC repräsentiert und die journalistische bzw. verlegerische Perspektive brachten Eser Akbaba (ORF Wien /das Biber), Petja Mladenova (APA – Innenpolitik) und Kirol Bilic (Yeni Vatan) reichlich ein.
Die Meinungen und Zugänge gingen dementsprechend auch auseinander; für die Politik spielt das Thema Integration schon lange eine Rolle, wobei sich der Erfolg oder die Bemühungen um Integration medial nur in kleineren Medien niederschlägt – aus der Sicht einer Organisation wie dem ÖAMTC mit 1,8 Millionen Mitgliedern werden Marketing und Kundenservice tagtäglich mit Anfragen von Kunden beschäftigt, die zum einen aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten eine Herausforderung darstellen und zum anderen durch soziokulturelle Unterschiede mit entsprechendem Fingerspitzengefühl bewältigt werden müssen (Stichwort: Krankenrücktransporte aus dem originären Heimatland oder verpflichtende Fahrsicherheitstrainings, wo nur 2 Personen pro Fahrzeug versicherungstechnisch zugelassen sind und die ganze Familie mitfahren möchte).
Aus der Perspektive von Journalistinnen – Frau Akbaba und Frau Mladenova berichteten – ist es für das Gegenüber kaum ein Thema, ob man einen multikulturellen Hintergrund mitbringt oder nicht; Unternehmen denken erst langsam um, diese Zielgruppe, die meist recht marken- und prestigebewusst ist, konkret anzusprechen. Einige Trendsetter gibt es allerdings immer – schöne Beispiele waren Marketing-Kampagnen von Mobilfunkunternehmen, ebenso hat sich die Wirtschaftskammer Wien des Themas angenommen und kooperiert gerne mit „Yeni Vatan Gazetesi“ bzw. gibt es ein Referat für Diversity, um Unternehmer mit Migrationshintergrund als Wirtschaftsfaktor in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Festgestellt wurde ebenso, dass unter den einzelnen migrierten Nationalitäten kaum Homogenität herrscht; ein Zusammenrücken aller unterschiedlichen Ethnien, die sich als Österreicher wahrnehmen, gibt es kaum – was aber Sinn machen würde und von allen Beteiligten gewünscht und im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten – gefördert wird.
Angesichts der kommenden Wahlen wird es spannend – wir bleiben an dem Thema dran, versprochen!
Die gesamte OTSconnect-Diskussion gibt es hier als Audio-Aufzeichnung zum Nachhören.
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