bewerben, bewarb, beworben …
In diesen viel zu warmen, aber dafür gar nicht schönen letzten Herbstwochen hatte ich das Vergnügen – und manchmal war es tatsächlich eines – einige Bewerbungsgespräche zu führen. Es ging um Praktika, es ging um Jobs, die Bandbreite reichte vom Webgrafiker bis zum Praktikum für Marketing oder Kommunikation.
Viele der Bewerber studieren an Fachhochschulen, machen eine medienspezifische Ausbildung, die im Ruf steht, der praxisorientiert zu sein. Und die Kolleginnen und Kollegen in der APA, die von Fachhochschulen kommen, beweisen meist durchaus eindrucksvoll, dass sie dieser Erwartungshaltung auch gerecht werden.
Bei manchen Bewerbungen jedoch habe ich mich, sagen wir einmal, zumindest gewundert. Die schlichte Frage „Kann man bei Ihnen ein Praktikum machen?“ ausschließlich mit einem Namen zu ergänzen, halte ich doch für einigermaßen mutig. Keinerlei Angaben, in welchem Bereich ein Praktikum angestrebt wird, welche Ausbildung man selbst absolviert, welche Berufs- bzw. Praktikumserfahrung man schon hat – was erwarten sich die Absender dieser Botschaften? Dass man als potenzieller Arbeitgeber erfreut mit „ja“ antwortet und sich dann auf fact finding mission begibt, was genau der Anfrager denn nun erwartet? Selbstverständlich erntet man mit dieser Form keine Früchte, die Absage ist eigentlich garantiert.
Das oben geschilderte Beispiel ist natürlich nicht die Regel. Die meisten Bewerbungen kommen in durchaus ansprechender Form und mit ausreichend Informationen versehen. Aber auch bei den dann folgenden kurzen Gesprächen war ich immer wieder verblüfft, wie wenig vorbereitet viele der Kandidaten sind, wie wenig sie sich einerseits über ihre eigene Zukunft (die durchaus nahe ist) den Kopf zerbrochen haben, und wie gering andererseits das Wissen über das Unternehmen, in dem sie sich bewerben, war.
Ich möchte hier keinesfalls oberlehrerhaft erscheinen (tu es zwar wahrscheinlich trotzdem), aber ich muss ein paar Dinge loswerden, die mich diese Termine wirklich als Zeitverschwendung ansehen lassen und die ich auch nicht verstehe:
- Die Frage „Warum wollen Sie in der APA (oder im Unternehmen X) arbeiten?“ sollte Sie nicht überraschen. Die Antwort sollte weder „Ich weiß nicht“ noch „Ich hab mir halt gedacht …“ lauten.
- Auch die Frage, was Sie denn konkret machen wollen im neuen Job/Praktikum ist eine zu erwartende. Die Antwort „Ich weiß nicht“ ist ebenso unpassend wie stereotypes Wiederholen der Frage – und dann gar keine Antwort.
- Die Frage „Was wissen Sie über die APA (oder das Unternehmen X)?“ wird Ihnen öfter in Bewerbungsgesprächen gestellt werden. Da sollte auf jeden Fall was kommen. Nahezu jedes Unternehmen hat ausreichend Infos im Web, um darauf die passende Antwort zu haben.
- Auf meine Frage, ob es denn noch Fragen gäbe, kam meist nur eine – die nach der Entlohnung. Verstehen Sie mich nicht falsch, diese Frage ist mehr als legitim, aber das kann doch nicht alles sein, was von Interesse ist?
Besonders skurril fand ich ein Gespräch, in dem es um ein Praktikum mit Schwerpunkt auf strategisches Marketing ging. Auf die Frage, was der Bewerber/die Bewerberin denn glaube, was sie da arbeiten würde, kam die Antwort „Marketing“. Auch auf die Frage, wie man sich denn das Berufsbild in fünf Jahren vorstellen würde, kam die Antwort „Marketing“. Und auch noch auf ein paar andere Fragen … Kurz, offenbar gab‘s keine Vorstellung, was sich dahinter verbergen könnte, auch nicht, was man denn dann den lieben langen Tag tut etc. etc.
Liebe Bewerberinnen und Bewerber, nehmen Sie sich diese paar Tipps zu Herzen und lassen Sie sich in Bewerbungsgesprächen nicht unter Ihrem Wert schlagen. Ich bin sicher, Sie können mehr als Sie da von sich preisgeben. Nehmen Sie sich die Zeit und informieren Sie sich kurz über die Firma, in der Sie sich vorstellen. Wir mögen das, wenn sich potenzielle Mitarbeiter für uns interessieren 😉
Und sollten Sie was einfach nicht wissen, fragen Sie uns doch! Fragen Sie nach, wie im Unternehmen gearbeitet wird, wie der Tagesablauf ausschaut, wie viele Kolleginnen und Kollegen es gibt, wo die aktuellen Schwerpunkte liegen – es gibt viel zu wissen.
Diese Eindrücke von nicht so wirklich zufriedenstellenden Bewerbungsgesprächen teile ich übrigens auch mit Kolleginnen aus dem Haus. Wie gesagt, es gab auch andere Gespräche, und manche waren exzellent, manche amüsant, manche spannend. Und irgendwo in dieser Riege sind jetzt die Praktika und Jobs vergeben…
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