„Sugging“ und „Frugging“: Wie Menschen getäuscht werden
Das Telefon läutet. „Schönen guten Tag. Marktforschung. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“ Um die sympathische Stimme am anderen Ende zu unterstützen, sagt man/frau „Ja, ok. Legen Sie los.“ So wird es in Österreich laut VMÖ-Studie 2011 in rund 2,5 Million Interviews im Jahr von seriösen Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsinstituten gemacht. Aber leider nicht nur, denn in diesem Fall trägt es sich anders zu und das Unheil beginnt. Nach den harmlosen Einstiegsfragen kommt die Überraschung: „Danke für Ihre Antworten. Sie können das Produkt auch bei uns zum Supersonderpreis bestellen, wenn Sie jetzt zustimmen.“ Oder: „Ja, wir sehen das ebenfalls so, bedürftige Menschen müssen unterstützt werden. Sie können gleich auf unser Konto eine Spende überweisen. Wie lauten Ihre Bankdaten für den Abbuchungsauftrag?“
Sugging steht für „Selling under the guise of research“ und Frugging für „Fundraising under guise of research“. Einerseits erfolgen unter dem Deckmantel der Umfrageforschung Verkaufsaktivitäten, andererseits werden Spendenanrufe getarnt – und damit dem Angerufen vorerst die Teilnahme an einer unverbindlichen Forschung suggeriert. Und das, bevor die eigentliche Zielsetzung ins Spiel gebracht wird, wohlwissend, dass die Chancen eines Verkaufs steigen, je länger das Opfer in ein Gespräch verwickelt wird.
Mit dieser Vorgehensweise wird das Vertrauen von arglosen Menschen ausgenutzt und dem Image unserer Branche, für die telefonischen Befragungen mit 48 % an allen eingesetzten Methoden einen wesentlichen Teil ihrer Arbeit ausmacht, massiver Schaden zugefügt.
Auf EU-Ebene haben daher die internationalen Berufsverbände ESOMAR und EFAMRO die Kommission gebeten, die Gesetzgebung gegen den unlauteren Wettbewerb (Unfair Commercial Practices Directive) zu aktualisieren. In Deutschland gibt es den Rat der deutschen Markt- und Sozialforschung e.V. welcher öffentliche Rügen gegenüber schwarzen Schafen ausspricht, wie z.B. unlängst die Rüge gegen die LUX Deutschland, die eine angebliche „Umfrage“ als Türöffner im Rahmen ihres Direktvertriebes eingesetzt hat. Eine derartige Institution fehlt derzeit noch in Österreich. Der VMÖ ist jedoch bestrebt, eine vergleichbare Einrichtung auch hier zu etablieren. Denn letztlich geht es darum zu verhindern, dass Menschen in Österreich von skrupellosen Anbietern hinters Licht geführt werden.
Wie kann man/frau sich als Konsument vor solchen Praktiken schützen und trotzdem weiterhin Markt- und Sozialforschung unterstützen? Wesentlicher Hinweis zu Beginn eines Anrufs ist der Name des Instituts, das die Umfrage durchführt. Professionelle Forschungsinstitute sind im Internet einfach zu recherchieren. Des Weiteren sollte auf die anonyme Behandlung von Angaben und die ausschließliche Verwendung für Marktforschungsstudien, ohne Verkaufshintergedanken, geachtet werden. Ebenfalls Vertrauen schaffen kann die Erwähnung, dass sich das anrufende Institut an VMÖ- bzw. ESOMAR-Richtlinien hält, welche strikt zwischen Direktmarketing und Marktforschung unterscheiden.
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