12.02.2015 | 11:10 AM | Kategorie:
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Klare Spielregeln schaffen Vertrauen

Da ist sie wieder, die Debatte zur verstärkten Offenlegung unserer aller Daten im vermeintlichen Sinne der höheren Sicherheit der Bevölkerung. Gerade wir Markt- und Meinungsforscher wissen um den Wert von Daten und das hohe Gut des Vertrauens von Menschen in Unternehmen und Institutionen, die damit agieren. Und wie leicht dieses auf das Spiel gesetzt werden kann. Je mehr politische Strömungen einen stärkeren Zugang zu persönlichen Daten fordern, umso intensiver müssen Branchen, die von Daten ihrer Befragungsteilnehmer leben, ihren seriösen, diskreten Umgang damit – in Abgrenzung von polizeilichen/geheimdienstlichen o.ä. Aktivitäten – klarstellen.

Sicherlich gibt es den ESOMAR-Codex, zu dem sich die Mitglieder des Verbands der Marktforscher Österreichs verpflichtet haben und das ist gut so. Dieser Codex gibt Verhaltensleitlinien vor, ist aber insgesamt meiner Ansicht nach zu „schwammig“ formuliert. Das verwundert kaum, ist es doch ein weltweites Kompromiss-Papier mit Rücksicht auf unterschiedlichste Nationalitäten. Dass sich die Einstellungen zum Thema Datenschutz zwischen den angloamerikanischen Ländern und beispielsweise Deutschland erheblich unterscheiden, ist ein offenes Geheimnis. Übrigens, im Gegensatz zu den deutschen Berufsverbänden gibt es in Österreich keinerlei weitere Richtlinien ergänzend zum ESOMAR-Codex, die präziser Vorgehensweisen festschreiben. Gemäß dem Motto: Je weniger Vorschriften es gibt, desto mehr Freiraum haben wir. Diese Einstellung ist aber meiner Meinung nach kurzsichtig. Denn je mehr Menschen den Wert ihrer Daten erkennen und das Vertrauen in Befragungen abnimmt, umso schwieriger wird es für die kommerzielle Marktforschung.

Natürlich, es gäbe auch die ISO-Normen, die dieses Thema deutlicher regeln (ISO 20252 und ISO 26362) und sowohl Auftraggebern als auch Befragten mehr Sicherheit geben. Nur haben sich bisher erst eine Handvoll Anbieter in Österreich diesbezüglich zertifizieren lassen. Wie kommt’s? Neben den Zertifizierungskosten – siehe oben.

Als langjähriges Mitglied eines ISO-Komitees kann ich im Übrigen nicht bestätigten, was unlängst politisch über die Entstehung von Normen kolportiert wurde. Unser Komitee bestand aus weltweiten Vertretern von Berufsverbänden im Interesse ihrer Mitglieder. Diese Vertreter werden weitestgehend in demokratischen Prozessen gewählt. Natürlich kann es sein, dass in den nationalen Verbänden finanzkräftige, größere Unternehmen – vor allem internationale Ketten – eine dominierende Rolle spielen. Eine unmittelbare Einflussnahme von Einzelunternehmen auf die Normen habe ich jedoch nicht festgestellt. Aber auch ISO-Normen sind letztlich ein Kompromiss zwischen „Must“, „Can“ und „Should“-Bedingungen.

Zurück zu unserer Situation in Österreich. Höchste Zeit wäre es, wenn sich die relevanten Institute auf österreichspezifische Richtlinien einigen könnten, die all jene, die sich daran halten von schwarzen Schafen abgrenzen. Sollte dies nicht geschafft werden, sehe ich die große Gefahr, dass irgendwann der Gesetzgeber hellhörig wird und Rahmenbedingungen setzt, die erst recht nicht im Interesse der Anbieter sind. Und das wird er dann, wenn Menschen nicht mehr ein faires Geben und Nehmen in Bezug auf ihre Daten empfinden.

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