Freie Medien – 2. Tag der Freien Medien Österreichs
Am 15. Oktober rücken Freie Medien ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Österreichische Medienverband, die Interessensvertretung der Freien Medien Österreichs, lädt zum 2. Tag der Freien Medien ins Museumsquartier. Neben der Medienmesse und Freie Medien On Stage, die das hautnahe Erleben des Medienalltags möglich machen, taucht der Medienverband in der Podiums-diskussion in die Herausforderungen, Möglichkeiten und Gefahren des Medienumbruchs ein.
Medienstaatssekretär Josef Ostermayer, Martin Blumenau (Fm4), Peter Krotky (Die Presse.com), und Michaela Wein (mokant.at) werden unter der Leitung von Corinna Milborn (News) die Veränderungen der Medienbranche und ihre Herausforderungen diskutieren. In die Veränderungen der Medienbranche führt am Beginn des Tags der Freien Medien ein Workshop ein, durchgeführt von Digitalks.
Einfach und schwierig zugleich
Es ist heute grundsätzlich einfach ein Medium zu gründen. Egal ob Online- oder Printmagazin. Ein Magazin zu gründen sollte wohl überlegt sein, aber es ist möglich. Grafik- und Layoutprogramme, Freie Content Management-Systeme wie WordPress oder relativ billige digitale Hilfsmittel – Spiegelreflexkameras, Video- oder Diktier- & Audiogeräte – erleichtern es heute enorm einfach ins Mediengeschäft einzusteigen. Wer etwas zu sagen hat, der kann das tun. Er oder Sie kann sich Gehör verschaffen, Öffentlichkeit herstellen. Man könnte meinen, dass die Voraussetzungen für Innovation in der Medienbranche in Österreich also nicht besser sein könnten. Die Realität für Freie Medien sieht allerdings anders aus. Die politischen Rahmenbedingungen für nicht kommerzielle, partizipative Medien sind schlecht. Derzeit scheitern Inhalte der Gegenwart in Medien der Zukunft an Strukturen der Vergangenheit.
Während Printmedien wie die Raiffeisenzeitung in den Genuss von Presseförderung kommen, um ein Kundenmagazin für eine Bank zu produzieren, gibt es keine Förderung für Online-Medien mit Qualitätsanspruch. In Österreich wird man scheinbar nur gefördert, wenn man Bäume fällt oder Rundfunkwellen durch den Äther schickt und/oder eine politische Größe darstellt. Wir haben uns ein System erwählt, dass nicht die Pluralität unterstützt, sondern auf Förderung und Kontrolle von wenigen Playern abzielt. Wenn man auch noch partizipativ und nicht gewinnorientiert handelt, dann sind die Rahmenbedingungen für Freie Medienprojekte abseits des Rundfunks so schlecht, wie sie schlechter kaum sein könnten.
Ehrenamtlichkeit, Risiken & Erfolge
Freie Medienprojekte sind meist auf Ehrenamtlichkeit ihrer MitarbeiterInnen angewiesen. Finanzielle Sorgen und keinerlei rechtliche Absicherung gehören zu ihrem Alltag. Es gilt diese Missstände aufzuzeigen und gegenzusteuern. Ich habe diese als Herausgeber des Freien Magazin FM5 hautnah selbst erfahren. Es ist der Sprecher bzw. Vereinsobmann/frau an dem sich die Leute halten wollen, wenn irgendjemand übermotiviert bsp. einen Flyer verteilt oder ein Plakat aufgehängt hatte.
Falls eine Redakteurin trotz Medienrechtsschulung und Fotocreditworkshop ein Foto mit einem zu ungenauen Fotocredit publiziert hat – oder, wenn Drohungen eingingen, da man unangenehm über eine Firma berichtete, die damals per Genehmigung Blei und andere ungeklärte Abwässer in den Traunsee einführen durfte – man versucht zumeist eben jene Personen haftbar zu machen, die am meisten arbeiten, obwohl man keinerlei Geld für seine Tätigkeiten lukriert. Umso besser die Geschichte, umso mehr die eigene Marke steigt, umso mehr wird versucht auch die juristische Karte gegen vermeintlich unangenehme Zeitgenossen zu spielen. Man überlebt viel, doch um welchen Preis?
Das freie Musikmagazin SKUG feierte heuer bereits seinen 20. Geburtstag. 20 Jahre gelebte und reflektierte Popkultur aus der Sicht abseits der Quote und des Formatzwangs. Freie Medien zeichnen sich seit jeher durch Qualität abseits eines Mainstreams-Quotendruck aus. Freie Medien sind Orte wo abseits des Werbedrucks gearbeitet werden kann, wo Meinungen und Interessen ihren Ausdruck finden.
Freie Medien, die Kaderschmiede
Unbestritten ist, dass die Freien Medien jene Orte sind, wo viele JournalistInnen ihr Handwerk gelernt haben. Ohne diese Ausbildungsstätten hätten privatwirtschaftliche Medien wettbewerbsnachteile. Natürlich zahlen diese nicht dafür, sondern werben im Gegenteil mit Volontariaten halbseitig in ihren Karriere-Seiten, die sich ausschließlich an bereits ausgebildete RedakteurInnen richtet.
Die Frage die wir uns stellen müssen ist, wollen wir Pluralität? Ich kann die Frage nur für mich beantworten. Ich will:
Als Präsident des Österreichischen Medienverbands darf ich zur Teilnahme am Tag der Freien Medien einladen:
Wo? Quartier für digitale Kultur (QDK), Museumsplatz 1, 1070 Wien, Raum D
Wann? 15. Oktober 2010, ab 15 Uhr
Programm:
15:30h: Medienworkshop für Freie Medien. Digitalks erklärt digitale Medien in verständlicher Sprache.
17:00h: Eröffnung der Medienmesse – Medienvielfalt erleben. Infostände der Freien Medien Österreichs.
19:00h: Freie Medien on stage: Ausgewählte Medien präsentieren ihre Arbeit und Schwerpunkte am Podium
20:00h: Podiumsdiskussion zur Stellung der Freien Medien in Österrreich – „ProduzentInnen brauchen keine Sender“. Mit: Peter Krotky (DiePresse.com), Michael Ostermayer (Medienstaatssekretär), Martin Blumenau (Fm4), Michaela Wein (mokant.at)
22:00h: DJ-Line
Freier Eintritt mit Voranmeldung (office@medienverband.at), 3 € Eintritt ohne Voranmeldung
Weitere Informationen unter: http://www.medienverband.at
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