Guter Content macht keine leeren Versprechen
Hanna Herbst ist stellvertretende Chefredakteurin von VICE Austria und seit 2016 außerdem Co-Chefredakteurin der Liga, dem Heft der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Wir wollten von ihr wissen, wie Content der Zukunft aussehen kann und auf welche digitalen Entwicklungen sich die Kommunikationsbranche vorbereiten muss.
Wie würdest du deinen Job in ein paar wenigen Sätzen beschreiben?
Mein Job ist oft herausfordernd, oft bedeutet er aber auch, viele Mails zu beantworten und Texte zu lesen. Es ist kein Job, bei dem man um 18 Uhr nach Hause geht und etwas anderes macht. Er ist immer dabei, man sieht überall Geschichten, macht sich Notizen und fragt nach. Das kann manchmal sehr anstrengend sein, aber es ist auch wunderschön.
Welche Rolle spielt heute Vertrauen bei Digital Relations?
Eine große Rolle. Ich selbst beschäftige mich nur sehr wenig damit. Ich bin ehrlich und authentisch, mit Vertrauen hab ich meistens nicht so das Problem.
Kennst du deine Fans?
Haha. „Fans“ ist ein bisschen stark, find‘ ich. Aber die Leute, die meine Texte lesen, kenn‘ ich oft überhaupt nicht. Da kommen dann Nachrichten von Frauen Mitte 50, und ich freu‘ mich riesig. Generell aber klar: Junge Menschen, die in Wien leben. Ich freu‘ mich über jeden und jede, die mit mir über die Arbeit redet, die ich mache. Da ist sehr oft guter Input dabei.
Wie muss Content in Zukunft aufbereitet werden, um weiterhin Aufmerksamkeit zu erzeugen und relevant zu sein?
Der Content muss gut sein. Das ist das Wichtigste. Geschichten müssen nicht geschrieben werden, weil sie gelesen werden. Sie müssen so geschrieben werden, dass sie gelesen werden. Wir setzen dabei auf ehrliche und direkte Sprache, das macht VICE aus, auf klare Headlines und ansprechende Fotos. Keine große Zauberei. Die, die nur Clickbait betreiben, funktionieren vielleicht kurz, aber irgendwann klickt sie einfach niemand mehr an. Also: Keine leeren Versprechen, dann bleiben die Leute.
Ein Ausblick: Welche digitalen Entwicklungen werden die Kommunikationsbranchen die kommenden Jahre besonders prägen?
Puh. Ich will mich auf einen nicht-digitalen Trend beschränken, der sehr wichtig ist und auch bleiben wird, weil ich keine Ahnung hab‘, wie Virtual Reality oder Roboter-Journalismus die Branche verändern werden (- und sie werden es). Wir müssen uns auf jeden Fall mehr Gedanken darüber machen, wie wir es schaffen, dass Leserinnen und Leser Medien (wieder) vertrauen. Wir diskutieren und schreiben darüber, aber irgendwie kommen wir zu nichts, wahrscheinlich auch, weil die Branche sehr schlecht ist, was Selbstkritik angeht.
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