Ein Blick in die Zukunft…
Ich würde nie behaupten, dass ich chille. Menschen über 20 können das gar nicht, würde meine 16jährige Nichte sagen. Trotzdem war „chillen“ ein heißer Diskussionspunkt bei einer kürzlich stattgefunden Veranstaltung mit Prof. Dr. Dirk Baecker, einem der führenden Soziologen Deutschlands.
Seine Ausgangsüberlegung lautet, dass die gesamte Menschheitsgeschichte in nur vier Mediendimensionen zu unterteilen ist: Die Einführung der Sprache, der Schrift, des Buchdrucks und letztlich des Computers brachten jeweils die Lösung eines Problems in der gesellschaftlichen Form, lösten aber jeweils auch große Umbrüche aus. Im aktuellen Umbruch bzw. auf dem Weg in die Nächste Gesellschaft können wir uns selbst beobachten, wie wir mit der „Überforderung durch Sinnüberschuss“ (so Baecker) umgehen: Die Alten (ich eingeschlossen), indem sie ihre persönliche Lösungen für den Umgang mit Social Media individuell finden – in meinem Bekanntenkreis reicht es von kompletter Verweigerung bis „eifrig auf Facebook posten“. Und die Jungen, die es im Kollektiv tun – wie selbstverständlich und spielerisch. Also z.B. beim Chillen nicht nur die Musik läuft, sondern auch gechattet wird, Filme hochgeladen, Musikvideos angeschaut, Fotos gemacht und versendet werden, etc. etc.
Was heißt das nun für die professionelle Kommunikation von Organisationen? Man kann die Kultur, die Struktur, die Integration, die Reflexion und die Negation identifizieren und beobachten, wo die eigene Organisation steht bzw. wie sie ihren Umgang gestaltet. Große Konzerne können gar nicht anders, als mitzumachen. Alle, die Konsumgüter produzieren, auch nicht. Non Profit Organisationen, die auf Spendengelder angewiesen sind, leben ebenfalls besser, wenn sie in der Social Media Welt sichtbar sind. Aber auch Negation wird sichtbar: So sehen manche Entscheidungsträger im nicht glücklich gelaufenen Börsengang von Facebook bereits das Platzen der gesamten Social Media Blase – es war ja klar, dass das nicht ewig hält.
Doch täuschen wir uns nicht: Diese neue Medien sind erfunden und bereits Teil unserer Welt. Sie werden sich weiterentwickeln und so wie wir uns heute nicht mehr vorstellen können, ohne Email zu leben, werden auch sie (und alles was noch kommt) ihren Platz finden. Für die nächste Gesellschaft definiert Baecker folgenden gedanklichen Zugang: Spiel, Netzwerk, unbekannte Zukunft, Information. Und die Jungen haben das schon gut drauf; erfreulicherweise auch die PR Newcomers, die einen seit Oktober 2011 ein stetig wachsendes Netzwerk bilden.
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