16.12.2011 | 2:52 PM | Kategorie:
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Kommunikation unter Beobachtung: Warum die besten PR-Instrumente manchmal nichts nützen…

Vorstandssitzung: Moderner Sitzungsraum, langer ovaler Tisch, 12 Herren im Anzug, jeder hat seinen Laptop vor sich. Die Präsentationen der Geschäftsführer der Tochtergesellschaften beginnen. Der Redner tut sich schwer, seine Zuhörer zu fesseln, da die gesammelten Powerpoint-Slides bereits 3 Tage vor der Sitzung an alle Teilnehmer verteilt worden sind. Trotzdem kämpft er sich tapfer durch seine Tabellen, Zahlen und Ergebnisse. Ein Blick ins Publikum macht klar: keiner hört zu.

Die aufgeklappten Bildschirme wirken nicht nur wie persönliche Barrieren, sie sind auch brauchbarer Blickschutz, hinter dem jeder tut, was er gerade für wichtiger hält: Emails beantworten, eigene Präsentationen korrigieren, Flugzeiten checken, etc. Grundsätzlich gibt es wenig bis keinen Blickkontakt mit dem Vortragenden, kein Nachfragen während der Präsentation, nur kurzes Abnicken des Vorstandsvorsitzenden danach (seine Änderungswünsche wurden bereits 8 Tage vorher in selbige eingebaut).

Fünf Präsentationen später dreht sich die abschließende Diskussion darum, wie man in den kritischen Märkten agieren soll. Da man sich Effizienz verordnet hat, wird die Diskussion nach 8,5 Minuten abgebrochen, einige Aufgaben delegiert und die Sitzung – immerhin pünktlich – geschlossen.

Das gäbe ausführlichen Stoff für eine interessante Situationsanalyse: Wer hat tatsächlich etwas von dieser Form der Kommunikation? Wie werden hier Entscheidungen getroffen? Etc. etc. Aber darum geht es mir heute gar nicht. Sollte diese (nicht fiktive) Firma Sie beauftragen, die interne Kommunikation innerhalb des Konzerns zu verbessern, und Sie nehmen Ihre Sache ernst, dann heißt’s: ganz oben anfangen!

Denn hier wird keine Kommunikationskultur gelebt. Und daher könnten Sie sich noch so hübsche Maßnahmen und Instrumente ausdenken, sie würden nicht nachhaltig sein oder – im schlechtesten Fall – überhaupt nichts bewirken. MitarbeiterInnen haben feine Antennen für (nicht) funktionierende Kommunikation und wenn’s „oben“ nicht stimmt, wirkt sich das bis ganz „unten“ aus. Wäre ja schade um Ihre guten PR-Ideen …

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