01.10.2008 | 10:37 AM | Kategorie:
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„Was vor der Wahl gilt, …“

… soll auch nach der Wahl gelten!“ Worte, die wir in diesem Jahr rund um den Nationalratswahl-Termin lesen, aber auch hören durften. Zumindest ein Teil der österreichischen Parlaments-Parteien bot und bietet O-Ton- bzw. Audio-Services mit Statements ihrer Spitzenpolitiker im Rahmen der Medienarbeit an. Avisos werden über Pressedienstplattformen wie www.ots.at verbreitet. Die eigentlichen Audio-Files stehen den Radioredaktionen dann direkt über die Websites der Parteien zur Verfügung. Professionell und anwenderorientiert aufbereitet, mit kurzer Inhaltsangabe oder komplettem O-Ton-Transkript, jedoch nicht immer schnell auffindbar. Die Audio-Download-Angebote im Web zu bookmarken empfiehlt sich auf alle Fälle.

Audio-Konjunktur nicht überall

Vor allem bei den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP hatte das Radio-O-Ton-Angebot im geschlagenen Nationalrats-Wahlkampf Hochkonjunktur. Erstaunlich, dass die Opposition da nicht bis kaum mitgemacht hat. FPÖ und BZÖ beschränkten ihr Audio-Hoch auf die Zeit ihrer Regierungsbeteiligung – und die liegt bekanntlich schon einige Zeit zurück. Diesmal war im Web kein Angebot auffindbar. Die Grünen setzten wiederum vor allem auf Podcasts – unter anderem, um mit einem Wahlwerbespot-Remix zu unterhalten. Auf gleich bis zu sieben O-Ton-Verbreitungen pro Tag brachte es dagegen die Kanzlerpartei SPÖ mit ihrem neuen Spitzenkandidaten Werner Faymann in der letzten Wahlkampf-Woche. Wer viel spricht, bekommt leicht einen trockenen Mund. Wahrscheinlich deshalb ist die Audio-Frequenz des SPÖ-Pressedienstes praktisch mit der Veröffentlichung der ersten Hochrechnung am Wahltag zum Erliegen gekommen.

Schon vor der Wahl etwas geringer die Audio-Schlagzahl bei der ÖVP, die sich mit Vizekanzler Wilhelm Molterer etwa ein bis dreimal pro Tag zu Wort meldete. Dafür wurde die Nachwahlberichterstattung konsequent fortgeführt. Kein Wunder – gab es mit dem Wechsel an der Parteispitze zu Josef Pröll einen Tag nach dem Wahlabend bereits wieder genügend Gesprächsstoff im Originalton. Auffällig, dass sich im ÖVP-Audio-Pressedienst auch Politiker zu Wort meldeten, die mit Mikrofon-Statements sonst eher sparsam umgehen. So hatte Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bereits am 25.9. unter dem Beitrags-Titel „Sämtliche Warnungen mißachtet“  Unheil kommen sehen. Er hatte damit aber wohl nicht das Abschneiden der ÖVP bei der Nationalratswahl gemeint.

Die Rache der Journalisten

In diesem Zusammenhang zeigt sich die unbarmherzige Kehrseite der Medaille, wenn es um den Einsatz von Audio-Tönen in der Polit-PR geht. Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv“, formulierte einst der legendäre Anchorman des ORF Robert Hochner (letztes Interview von Robert Hochner in der Stadtzeitung Falter ). Wenn das Archiv nicht nur aus auf geduldigem Papier gedruckten Zitaten, sondern auch aus unüberhörbaren Original-Statements besteht, kann die (O)-Tonlage schon einmal wirklich unangenehm werden. Das gilt vor allem dann, wenn wir nach der Wahl hören, was vor der Wahl gesagt wurde – und zwar für den, der gesprochen hat.

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